Sommerpause: Vortrag im Rotary Club Bad Krozingen (Termin: 19. August 2020) - Vorabveröffentlichung

"Corona, die Fußball-Bundesliga und die Medien" -

Vortrag von Frank Rischmüller, 19. August 2020 -

Rotary Club Bad Krozingen

Rotary Club Bad Krozingen

Frank Rischmüller, 19. August 2020

Corona, die Fußball-Bundesliga und die Medien

 

Die 57. Saison der Fußball-Bundesliga wird als Corona-Saison in die Geschichte eingehen. Wie alle Wirtschaftszweige, wie alle Lebensbereiche schlechthin, hat die Pandemie, der wir uns Anfang des Jahres nach und nach alle bewusst wurden,    jeden Einzelnen, die meisten Branchen und eben auch den Berufsfußball massiv betroffen.

Bitte stellen Sie sich den ganzen Bundesliga-Betrieb an dieser Stelle nicht als Umschlagplatz für Freizeit und Hobby, sondern als ein milliardenschweres Wirtschaftsunternehmen vor, das er ja auch ist. Und denken Sie, wenn es um die Mitarbeiter der Branche geht nicht an die wenigen Fußballmillionäre, sondern an die rund 55.000 Mitarbeiterinnen und  Mitarbeiter in den Verwaltungen, den Geschäftsstellen, den Jugend-, PR- oder auch  Presseabteilungen.

Denken Sie bei der Beurteilung auch an die sechsstellige Zahl von indirekt betroffenen Berufstätigen anderer Unternehmen. Gemeint sind zum Beispiel Kleinunternehmer und Mitarbeiter, denen ein längerfristiger Ausfall des Spielbetriebs der Bundesliga oder gar ein Crash des gesamten Systems erhebliche wirtschaftliche Nachteile bringen würde.

Ich selbst versorge mit meiner Agentur „FR-Sports“ die Funkhaus Freiburg GmbH & Co. KG mit den Liveübertragungen der Bundesligaspiele des SC Freiburg. Ich liefere unter der Woche auch Vor-,  Nach- und Hintergrundberichte und erhalte für meine Dienstleistung eine monatliche Pauschale, die eine Säule meines ganz persönlichen Wirtschaftsplans darstellt und deren Ausbleiben meine Familie und mich durchaus treffe würde.

Insofern bin ich bei der Betrachtung, die ich „Corona, die Fußball-Bundesliga und die Medien“ genannt habe, einerseits natürlich befangen, andererseits aber auch Experte des Geschehens als unmittelbar Betroffener.

Fakt ist: Am Samstag, 7. März, spielte der SC Freiburg vor 24.000 Zuschauern in der Bundesliga gegen Union Berlin und gewann mit 3:1. Es war ein umjubelter Sieg – der letzte in dieser Form „umjubelte“ Sieg in Freiburg für lange Zeit.

Corona war als Bedrohung längst bekannt – die Dimension, die diese Bedrohung gesundheitlich aber auch wirtschaftlich und gesamtgesellschaftlich annehmen würde, stand damals noch in den Sternen.

Ich erinnere mich, am Montag, 9. März, war ich – aus privatem Interesse, zur Kontaktpflege und Weiterbildung, in Stuttgart beim Spiel VfB Stuttgart gegen Arminia Bielefeld. Es war ein Spitzenspiel der zweiten Liga. Mittlerweile sind beide Teams in die Bundesliga aufgestiegen. Mit mir im Stadion saßen über 50.000 Zuschauer. Es war die letzte Massenveranstaltung, die ich im laufenden Jahr bis heute miterleben durfte.

Das Datum nochmal zur Einordnung:

Montag, 9. März.

Im Presseraum der Mercedes-Benz-Arena saß ich vor dem Spiel mit einem befreundeten Kollegen zusammen.  Roland Zorn, ex-Fußballchef der FAZ, so wie ich Anhänger von Arminia Bielefeld und im Übrigen heutzutage, als Unruheständler, noch immer für das Magazin der DFL  als Berichterstatter unterwegs. Wir diskutierten angeregt, als ihn eine SMS- Nachricht erreichte. Inhalt: Er müsse seine für den nächsten Tag geplante Dienstreise nach Paris wohl streichen.  Kollege Zorn wollte am Mittwoch, 11 März, das Champions League Spiel Paris Saint Germain gegen Borussia Dortmund besuchen. Die Nachricht, die er erhielt, lautete zusammengefasst: Das Spiel wird ohne Zuschauer stattfinden – auch Journalisten sind nicht zugelassen.

Ich äußerte damals die Meinung, dass der Ausschluss der Presse bei uns nicht denkbar sei.  

Diese Position sollte sich später nur zum Teil bestätigen.

Gegen Mitte dieser angebrochenen März-Woche,  war eine Unterbrechung der Bundesligasaison inzwischen geplant und angekündigt. Der Spieltag am darauffolgenden Wochenende – also eine Woche nach dem umjubelten SC-Sieg gegen Berlin und fünf Tage nach dem Unentschieden vor 50.000 in Stuttgart, sollte aber noch – ohne Zuschauer versteht sich - ausgetragen werden.

Der SC Freiburg musste nach Leipzig und ich war, was ich sehr beruhigend fand, als einer von zwei Berichterstattern aus Freiburg akzeptiert und akkreditiert. Außer mir noch die Badische Zeitung – das war’s, mehr Medienbegleiter des SC Freiburg hätte es nicht gegeben.

Am Freitag, meinem geplanten ersten Reisetag nach Leipzig, am Vormittag, als ich noch im WZO-Verlag kräftig am Schaffen war, kam die Absage aller Spiele des vorgesehenen Wochenend-Spieltags.

Das war der Anfang des Lockdowns in der Bundesliga, der gut zwei Monate andauern sollte.

März, April, wer erinnert sich nicht, war für alle eine quälende und Nerven zehrende Zeit.

Der Lockdown traf fast jeden in unserer Gesellschaft – und natürlich auch in der Wirtschaft. Unternehmen, die schwach auf der Brust waren, wie man burschikos sagt, gingen den Bach runter. Andere wissen bis heute noch nicht, ob und wie sie ggf. überleben können.

Einzelne Branchen entwickelten Konzepte, wie ein Fortsetzen des wirtschaftlichen Handelns – trotz der Pandemie – möglich sein könnte. Jeder von uns erlebt Teile dieser Konzepte in seinem Alltag: Masken und Abstandhalten im Einzelhandel, der Friseurbesuch wird zum Abenteuer mit diversen Klippen und, und, und. Inzwischen ist das Alltag.

Als immer klarer wurde, dass dieses Virus uns für lange, lange Zeit begleiten würde, wurden fast alle Branchen kreativ und entwickelten über ihre Verbände und Organisationen Konzepte zum Weiterleben, trotz Corona.

Der Berufsfußball tat das auch. Aus gutem Grund:

Eine Befragung der DFL unter ihren 36 Mitgliedern (18 Vereine der 1.- und 18 Vereine der 2. Bundesliga) führte zu Tage, dass 15 dieser 36 Clubs einen Abbruch der Saison und damit den Verlust von Einnahmen aus Fernsehgeld, Werbung und Eintrittskartenverkauf wirtschaftlich nicht überleben würden.

Vor diesem Hintergrund entstand ein Konzept, das einen „Sonderspielbetrieb Bundesliga“ und damit die Fortsetzung der Mitte März unterbrochenen Saison des Berufsfußballs beinhaltete.

Dieses Ansinnen rief öffentlichen Widerspruch hervor. Ein VIP, ich nenne ihn mal den ungekrönten Talkshow-König jener Zeit, zugleich nicht ernannter Panikminister der Republik, vermutete, „wenn die wieder Fußball spielen, ginge alles den (Lauter- ) Bach runter. Nicht nur dieser nimmermüde  Warner auch viele andere fühlten sich aufgerufen, Stellung zu nehmen, zum Plan eines Wirtschaftszweiges, sich zu retten.

 Doch nicht nur von Anti-Fußballern und Kritikern des Profifußballs gab es Gegenwind, auch aus eigenen Fan-Kreisen hagelte es Kritik. Das Konzept der DFL sah nämlich die Fortsetzung der Bundesliga ohne Zuschauer vor; das schmeckte jenen Fans nicht, die sich nicht nur als Zuschauer sehen, sondern als Teil des Spektakels. Zum Beispiel die Ultras. Das Spektakel ohne sie – das wollten sie absolut nicht, koste es auch den einen oder anderen Verein die Existenz.

 

Was waren der Gründe für das Weiterspielen und das Konzept der DFL?

 Die Gründe dafür, die Bundesligasaison unbedingt fortsetzen zu wollen, lag nicht in dem Ansinnen unbedingt einen Deutschen Meister, verschiedene Europa-Cup-Teilnehmer, Auf- und Absteiger zu finden. Das Ziel war auch nicht, weiter seinen Spaß am Kicken zu haben.

Es ging um Kohle! Ich erinnere an den Profifußball als Wirtschaftszweig; an Hunderttausende direkt und indirekt wirtschaftlich abhängige Aktanten. Ich erinnere an von Insolvenz und damit in ihrer Existenz massiv bedrohte Einzelunternehmen, sprich Bundesligavereine.

In der Mehrzahl betraf diese Existenzbedrohung Vereine der weniger populären und lukrativen zweiten Liga, aber nicht nur. Auch so prominente  Namen wie Schalke 04 und Werder Bremen standen wirtschaftlich auf der Kippe.

Vorrangiges Ziel war es, durch die Wiederaufnahme des Spielbetriebs, die Auszahlung der letzten Tranche des gültigen Fernsehvertrages einzuleiten – wir reden über eine dreistellige Millionensumme, die nach einem feststehenden Schlüssel an die 36 Vereine aufgeteilt wird. Man muss wissen: Den Löwenanteil der Finanzierung macht der Erlös der Übertragungsrechte des Fernsehens aus. Außerdem konnten durch TV-Präsenz Interessen von Werbepartnern – von Trikotwerbung über Bandenwerbung etc. - befriedigt werden.

Es ging also ganz unromantisch um Kohle und um die nackte Existenz.  

 

Was hatte die Umsetzung des Konzeptes für Folgen? 

Trotz vieler Lauterbachs in diversen Talkshows, trotz frustrierter Ultras, die ankündigten sich den Restverlauf  der Saison am Allerwertesten vorbei gehen zu lassen, er interessiere sie einfach nicht, wurde das Konzept der DFL von der großen Politik abgesegnet. Ab Anfang Mai liefen die Vorbereitungen, Mitte Mai wurde wieder gekickt, das DFL-Hygienekonzept wurde umgesetzt.

Was wurde dadurch erreicht?

Keiner der 36 Profivereine musste Insolvenz anmelden.

Es gab durch und während des gesamten Spielbetriebs der 1. Und 2. Liga zwischen Mitte Mai und Ende Juni im Kreis der Beteiligten keine einzige Neuinfektion mit dem Corona-Virus.

Die Übertragung der Spiele im Pay-TV wurde ein absoluter Quotenerfolg.

Das Konzept der DFL wurde und wird weltweit als beispielhaft und gut kopiert.

 

Zu einigen Inhalten des Konzeptes

Die Inhalte dieses Konzeptes sind unter anderem weitreichende Hygiene- und Quarantänemaßnahmen für den inneren Kreis – Spieler, Trainer, Betreuer etc., regelmäßige Testungen, zweimal die Woche, für alle Genannten. Training unter Ausschluss der Öffentlichkeit und Spiele unter ganz bestimmten Vorzeichen und nach bestimmten Veranstaltungsregeln:

Einem Bundesligaspiel durften maximal 300 Beteiligte, verteilt auf drei Sektoren, nahe sein: 100 auf dem Spielfeld - Spieler, Trainer, Betreuer, Unparteiische, Fotografen, TV-Kameraleute, Ordnungspersonal. Außer der eingesetzten Spieler und der beiden Cheftrainer übrigens alle mit Maske.

100 auf den Tribünen: Die offiziellen Delegationen beider Vereine, das Personal der Fernseh-Produktionsfirma und der übertragenden Sender, wenige andere Journalisten – alle Genannten mit Maske.

100 Beteiligte im Umfeld des Stadions – Ordnungspersonal zur Verhinderung von Fanaufläufen und Ähnlichem, die es aber rückblickend gar nicht gegeben hat.

 

Erfahrungsbericht

Die ersten kompletten sogenannten Geisterspieltage der Bundesliga fanden ab Mitte Mai statt.

 Auch ich habe sie erlebt – auf sehr unterschiedliche Arten und Weisen.

Die DFL, die ich nicht nur loben möchte, hat nämlich im Zuge ihres in vielen Bereichen vorbildlichen Konzeptes durchaus auch unschöne Dinge betrieben. Zum Beispiel: Rechte-Marketing unter dem Deckmantel der Krise. Damals lief noch die Verhandlungsphase der DFL für den neuen Vertrag über audiovisuelle Übertragungsrechte ab der übernächsten Saison. Unter den Mitbietern war zu dem Zeitpunkt die ARD mit Fernsehen und Hörfunk und auch als möglicher neuer "Goldesel" Amazon. Diese amerikanische Firma bietet ihren „prime-Kunden“ schon länger online kostenlose Audio-Livereportagen von den Spielen der ersten und zweiten Bundesliga an. Amazon bot plötzlich mit, für bewegte Bilder aus der Bundesliga.  Mutmaßlich um diesen beiden Partnern, ARD-Hörfunk und Amazon, einen Ball zuzuwerfen, hat die DFL versucht, den in Sachen Lizenzgebühren unbedeutenden privaten Hörfunk auszusperren. 

En Détail: Den Vereinen wurde vorgeschrieben, dass maximal 10 Journalisten zu einem Spiel kommen dürfen.  Neben den sogenannten „Großen“, also  Bild, Kicker, FAZ und Co. die unbedingt akkreditiert werden sollten, sollten pro Verein und Spiel nur zwei lokale Medienvertreter zugelassen werden – zwei vom Gastgeber und zwei vom Gast – soweit die Corona-Einschränkung.

Die Rechtemarketing-Nummer war die, dass den Vereinen zugleich empfohlen wurde, private Radiosender nicht ins Stadion zu lassen.

Diesen wurde offiziell genehmigt, was sonst offiziell verboten ist,  die Spiele auf der Basis von Fernsehbildern zu kommentieren, sprich die Sky- oder DAZN-Übertragung zu schauen und die Spiele so über den Äther zu bringen, ohne selbst im Stadion zu sein.

Handwerklich geht das; dieser Hinweis sei gestattet. Der Radiohörer merkt nicht wirklich, ob ein starker Hörfunkreporter seine Informationen und Impressionen im Stadion oder am Fernsehschirm sammelt. Trotzdem hat man natürlich journalistisch einen anderen Anspruch.

So kam es aber, dass ich, als es zwei Monate später als geplant zum Spiel Leipzig gegen Freiburg kam, nicht etwa in Sachsen in der Red Bull-Arena sondern im virtuellen Stadion in der Franz-Liszt-Allee in Bad Krozingen saß; bei mir im Wohnzimmer. Mit Übertragungsleitung und allem.

Die Rettungs  meiner Zunft:  In Bochum hatte der Oberbürgermeister damit gedroht, das Stadion zu sperren, wenn der Pressefreiheit nicht Genüge getan würde und der jahrelange Berichterstatter des Bochumer Lokalsenders, ein Kollege namens Günter Pohl, im Stadion seinen Job machen dürfte. Er durfte.

In Bielefeld hatte der Geschäftsführer von Arminia ebenfalls entschieden, meinen Kollegen und direkten Nachfolger als Arminia-Reporter bei Radio Bielefeld, Dr. Ulrich Zwetz, trotz der anderslautenden Empfehlung der DFL, ins Stadion und dort kommentieren zu lassen.

In Frankfurt schließlich wurde meine Kollegin Sonja Pahl von Hit-Radio FFH am Spieltag selbst von einem Mitarbeiter der DFL des Stadions verwiesen. FFH kündigt rechtliche Schritte an.

Hier durften Reporter ins Stadion - da nicht, schließlich drohender Juristenstreit... - die Folge war: Die Front bröckelte. Auch der SC gab sich jetzt größere Mühe, seinem offiziellen Medienpartner baden.fm gegenüber ein guter Partner zu sein. Da aber alle zehn Journalisten-Plätze für das SC-Heimspiel gegen Bremen schon vergeben waren, musste ich eine Woche nach dem Leipzig-Spiel ein zweites Mal aus dem virtuellen Stadion, sprich von meinem Fernseher aus, kommentieren; aber bereits in dem Wissen, dass ich fortan wieder live im Stadion dabei sein würde.

„Das erste Mal“, als ich bei einem Geisterspiel live im Stadion dabei war, war für mich das Spiel am 26. Mai in Frankfurt.

Ich erhielt eine E-Mail mit einem mehrseitigen Formular auf dem ich meine persönlichen Daten hinterlassen und zugleich bescheinigen musste, dass ich nicht an Covid19 erkrankt sei, dass auch in meinem direkten Umfeld niemand daran erkrankt sei, dass ich mich in den letzten 14 Tagen nicht in einem der Risikogebiete aufgehalten hatte und keine grippeähnlichen Symptome aufwies. Zum Glück: Alles kein Problem, ich konnte unterschreiben.

In Frankfurt sollte ich dann zunächst zu einem Parkplatz außerhalb des Stadiongeländes kommen.

Hier musste ich als erstes zur Fiebermessung und ab sofort - natürlich - alles mit Maske.

Als klar war, dass ich keine erhöhte Temperatur hatte, durfte ich an einen anderen Schalter, wo ich das ausgefüllte Formular abgab. Es wurde zusammen mit meinem Presseausweis gecheckt und mir wurde tatsächlich eine Akkreditierung ausgehändigt. Wow, ich war jetzt einer von zehn (Nicht-Fernseh-)Journalisten, die ins riesige Frankfurter Stadion durften – übrigens als einziger Berichterstatter aus Freiburg.

Ich durfte, was auch selten ist, ins Parkhaus unterhalb der Commerzbank-Arena einfahren und in diesem fast leeren unterirdischen Parkplatz-Labyrinth mein Auto abstellen. Alles war leer und irgendwie öde. Beim Verlassen der Tiefgarage traf ich auf ein Gestell – ich möge meine Hände desinfizieren, stand darauf – per Knopfdruck kam das Desinfektionsmittel aus einer Vorrichtung.

Eine einsame Ordnerin war der erste Mensch, den ich nach der Einfahrt in die Tiefgarage traf. Die Dame  teilte mir in den kalten grauen Stadionkatakomben mit, dass sämtliche Aufenthalts- und Hospitality-Räume geschlossen waren. So ging ich direkt auf die Pressetribüne, wo ich – anders als bei allen späteren Geisterspielen – ein Lunchpaket bekam und einem Arbeitsplatz zugeführt wurde.

Die Leere um mich herum in dieser riesigen Arena war erdrückend. Geisterspiele machen vor allem vorher und nachher wirklich keinen Spaß.

Ich war froh, als die Übertragungsleitung ins Studio nach Freiburg stand, ich über Kopfhörer Radioprogramm und Kommandoleitung hörte und als dann pünktlich das Spiel ohne Zuschauer begann.

Eine Erfahrung möchte ich noch anfügen: Für mich als Radioreporter war zwischen An- und Abpfiff alles wie immer. Ich bin mit Augen und Geist immer extrem konzentriert auf das Geschehen auf dem Grünen Rasen, meine anderen Sinnesorgane, die ich für die Arbeit brauche, die Ohren, sind durch den Kopfhörer abgedeckt. Der Mund plappert wie ein Wasserfall – klar.

Für meinen Reporter-Job am Mikrofon brauche ich das Drumherum eines normalen Bundesligaspiels tatsächlich nicht. Aber meine Rolle ist ja eine Sonderrolle, die Ausnahme von der Regel im Stadion. Deshalb hoffe ich, dass möglichst bald wieder ohne Infektionsgefahr aber mit Zuschauern, Stimmung und allem Drumherum gekickt werden kann.

Zum Abschluss noch ein sportliches Kurzrésumée:

Der SC Freiburg hat meine optimistischen Erwartungen, die ich in rotarischen Vorträgen im Sommer 2019 mutig aber sachlich durchaus begründet geäußert hatte, voll und ganz erfüllt.

Der SC hatte eine fulminant erfolgreiche Startphase mit einem Zwei-Punkte-Schnitt aus den ersten fünf Spielen, -  Zwei Punkte pro Spiel, das ist bezogen auf die Gesamtsaison CL-verdächtig. Hier hatte es zur Folge, dass der SC  von Anfang an in der oberen Tabellenhälfte stand. Diese hat er auf diesem Polster ruhend, für den gesamten Rest der Saison nicht mehr verlassen, selbst wenn mal ein paar Spiele nicht gewonnen wurden. Es gab zu keinem Zeitpunkt der Saison so etwas wie eine gefühlte Abstiegsgefahr. Sportlich war alles von Anfang bis Ende sehr entspannt.

Es  bestand sogar bis zum vorletzten Spieltag die Möglichkeit einer Qualifikation für internationale Wettbewerbe.

Ich gebe es zu: Grundsätzlich wäre ich gerne jetzt im  Sommer und vielleicht noch im Herbst - wie schon mehrfach in den vergangenen drei Jahrzehnten mit dem SC durch Europa gereist. So als Bonus zur Bundesliga.  Die besondere Situation einer Saison 19/20, die in Summe ein Jahr gedauert hat und angesichts der noch immer existenten Corona-Pandemie, machte es für mich aber erträglich und für den SC ist es wohltuend, dass er eine echte Sommerpause hatte, sich seit dem 10. August auf die neue Bundesligasaison vorbereitet und dann,  wenn die Pandemie in Deutschland im Zaum gehalten wird, am Wochenende 11. Bis 13. September im DFB-Pokal mit den Pflichtspielen der Saison 20/21 starten kann. Ausgeruht – gut vorbereitet – genau wie ich dann … und am liebsten mit Zuschauern.

Wie sage ich immer am Schluss meiner Fußballvorträge:

It’s only soccer but I like it!

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!